Cloudflare-CEO sieht existenzielle Bedrohung für Publisher durch KI
Sinkender Traffic durch KI-Zusammenfassungen
Matthew Prince, CEO von Cloudflare, warnt vor den Folgen sinkender Besucherzahlen auf Verlagsseiten. Grund dafür sei der zunehmende Gebrauch von KI-generierten Zusammenfassungen, die viele Nutzer inzwischen als ausreichend empfinden, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Für Publisher bedeutet das, ihre Geschäftsmodelle neu auszurichten.
Deutliche Verschiebung der Zugriffsverhältnisse
Vor rund zehn Jahren crawlte Google laut Prince im Schnitt zwei Seiten für jeden Besucher, den es an eine Publisher-Website weiterleitete. Dieses Verhältnis habe sich inzwischen drastisch verändert:
- Vor sechs Monaten lag das Verhältnis für Google bei 6:1, für OpenAI bei 250:1 und für Anthropic bei 6.000:1.
- Aktuelle Zahlen zeigen eine weitere Verschärfung: Google bei 18:1, OpenAI bei 1.500:1 und Anthropic bei 60.000:1.
Diese Entwicklung zeigt, dass Nutzer den Links zu Originalquellen immer seltener folgen.
Verändertes Nutzerverhalten
Obwohl Suchmaschinen und KI-Chatbots Links zu Originalquellen bereitstellen, profitieren Publisher nur dann davon, wenn diese Links auch angeklickt werden. Prince betont, dass das Vertrauen der Nutzer in KI-Antworten innerhalb der letzten sechs Monate spürbar zugenommen habe. Immer mehr Menschen konsumieren ausschließlich Zusammenfassungen, ohne die Originaltexte aufzurufen.
Cloudflare entwickelt Schutzmaßnahmen
Als Reaktion darauf arbeitet Cloudflare an einer Lösung, die das unautorisierte Auslesen von Inhalten durch Dritte verhindern soll. Ein erstes Tool, das Bots blockiert, die „No-Crawl“-Anweisungen missachten, wurde bereits eingeführt. Prince erklärte, nahezu alle namhaften Verlage unterstützten diese Initiative.
Er zeigte sich optimistisch, die Herausforderung zu bewältigen. Die Aufgabe, Content Scraping zu unterbinden, verglich er mit der täglichen Abwehr staatlicher Hackerangriffe. Prince betonte, man könne auch „einen Nerd mit einer C-Corporation in Palo Alto“ aufhalten.
Interessen und Abwägungen für Publisher
Cloudflare verfolgt als Anbieter von Content Delivery Networks ein eigenes Interesse daran, den Traffic zu steuern. Dennoch bleibt es für Publisher eine schwierige Abwägung: Zwar kann es sinnvoll sein, den Zugriff durch KI-Tools zu begrenzen, doch auch die Sichtbarkeit in diesen Systemen ist ein wichtiger Faktor. Wer dort nicht vertreten ist, riskiert, den Platz der eigenen Marke an Wettbewerber zu verlieren.